Wahre Freundschaft bleibt

Éomer lachte leise, als Faramir ihn mit der Nase anstieß, schmunzelte dann warm. "Das weiß ich doch", meinte er. "Deinen Freunde-Blick liebe ich auch."

Kurz darauf wurde er recht ernst, ließ sich auf seine Beine niedersinken. "Ich wünsche mir sehr, daß es wahr ist", sagte er leise. "Daß ich Lisanne nicht so sehr verletzt habe, daß unsere Freundschaft auch daran stirbt..." So ganz konnte er immer noch nicht glauben, daß sie ihm so einfach vergeben können sollte.

"Ich werde mit ihr sprechen", erwiderte Faramir. "Sie hat keinen Grund mich anzulügen. Wenn überhaupt, hat sie jeden Grund mich zu hassen, wütend zu sein ... wir werden sehen."

Éomer erhob sich wieder in eine kniende Position und ergriff Faramirs Hand. "Es ist nicht deine Schuld", sagte er. "Wenn, dann ist es meine.... doch eigentlich haben uns unsere Herzen keine Wahl gelassen."

Er beugte sich vor und küßte den Kupferhaarigen noch einmal sacht, dann legte er seine Schleife in dessen Hand und drehte sich um. "Du wolltest mir die Haare flechten."

"Mir fehlt die Übung", gestand er. "Es ist lange her ..." Doch einige Male hatte er Éomer bereits damit geholfen und daran erinnerten sich seine Finger in diesem Moment, als er sich behutsam ans Werk machte.

"Ich habe so lange nicht auf mein Herz gehört, alles zurückgestellt, das es wollte ... kein Wunder, dass es so heftig zurückschlägt und ausgerechnet nach einem König verlangt."

Éomer schloß genießend die Augen, als er Faramirs Hände in seinen Haaren spürte. Er hatte sich vor den Kupferhaarigen auf den Boden gesetzt und als er nun fertig und das Haar gebunden war, lehnte er sich gegen dessen Beine.

Er schmunzelte und öffnete die Augen wieder, als Faramir meinte, daß sein Herz ausgerechnet nach einem König verlange. Er streckte den Kopf hintenüber und legte ihn auf dessen Beine, sah ihn von unten her an.

"Einen König, hm?", meinte er neckisch. "Und was wäre, wenn ich ein Bettler wäre?"

"Dann würde ich mir einen anderen suchen", meinte Faramir, musste aber schon während er sprach schmunzeln. "Du könntest alles sein und ich würde dich lieben." Er zögerte. "Außer vielleicht eine rote Rübe. Ich hasse rote Rüben."

Éomer lachte, als Faramir eine Rote Rübe ausschloß. Er sah ihn schmunzelnd noch einen langen Moment einfach an, dann wurde er wieder ernst, seufzte zuerst leise, schlug sich dann entschlossen auf die Oberschenkel.

"So, komm. Zeit sich dem Unangenehmen zu stellen und abzuschließen, auf die ein oder andere Weise", sagte er und stand auf. Dann schenkte er ihm jedoch noch ein Lächeln. "Egal, wie es ausgehen mag, ich liebe dich und ich bin froh, daß ich dich gefunden habe."

Er stahl sich noch einen kleinen, zärtlichen Kuß von seinem Geliebten, bevor er sich nun endgültig zu Gehen wandte.

Lisanne war aus ihren Gedanken geholt worden, als plötzlich eine Stimme sie ansprach. Sie wandte ihren Kopf zur Seite und entdeckte den jungen Mann von vorhin. Er beantwortete ihre Frage, auch wenn sein Westeron holprig war. Sie fand ihn irgendwie süß. So wie er sprach und sich falsch ausgedrückte. Er schaffte es sie aus ihren trüben Gedanken zu bringen und sogar ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.
Sie deutete sanft mit der Hand auf den Stein neben sich. Auf den Stein auf dem sie saß war noch genug Platz. "Setz dich zu mir. Ich könnte Gesellschaft gebrauchen " sagte sie mit ruhiger Stimme und lächelte freundlich.

Ihr Blick zog den jungen, blonden Mann sofort wieder in seinen Bann, als sie den Kopf zu ihm umwandte. Er erwiderte ihr Lächeln ein wenig zögerlich, doch ehrlich.

"Ich freue mich, euch kennenzulernen, Herrin", sagte er und meinte es, wenn er auch nicht so genau wußte warum. Ihre Einladung war nur zu verlockend, doch zögerte er dennoch einen Moment, dachte darüber nach, ob das nicht unangemessen war. Doch andererseits war er nun ein freier Mann, wenn auch kein Herr, und wenn eine solche Dame ihn einlud, sich zu ihr zu setzen, dann hatte er wohl auch das Recht, diese Einladung anzunehmen, wie er sie nun auch ablehnen könnte, wenn er es denn gewollt hätte. Doch nein, er wollte diese Einladung ganz und gar nicht ablehnen!

So stieß er sich schließlich von der Felswand ab und kam langsam näher, setzte sich zu der Blonden auf den Stein. "Ich würde euch ja zu gern meinen Namen nennen, aber... in Harad hatte ich keinen richtigen Namen, da nannten sie mich nur...", er nannte ihr ein Wort in der fremdländischen Sprache des südlichen Landes, "... das heißt Pferdejunge. Die Komiker von Waldläufer nennen mich jetzt den jungen Eorl, aber..." Er schüttelte mit hilflosen Ausdruck leicht den Kopf, "... ich erinnere mich nicht an den Namen, den ich einmal hatte... jedenfalls noch nicht...."

Die junge Frau fürchtete schon das er ihr Angebot ablehnen würde, doch stattdessen stellte sie erleichtert fest das dass Gegenteil geschah. Aus irgendeinem Grund mochte sie seine Nähe. Nein, sie brauchte sie.

Ruhig lauschte sie seinen Worten und schien seine Stimmlage zu genießen. Sie lächelte als sie wieder zu ihm sah. "Ihr müsst mich nicht Herrin nennen. Ich gebiete nicht über euch. " für einen kurzen Moment wirkte sie bedrückt. "Eigentlich gebiete ich über gar nichts mehr. Éomer...er ist...er ist nur ein Freund und mein König. Wie ihr seht bin ich eine normale Frau. " Sie zwinkerte ihm kurz zu. Ihre Stimmung hellte sich von selbst wieder. Oder überspielte sie es? "Also...nennt mich einfach Lisanne...oder Lis. Was euch besser gefällt "

Die Art wie du Waldläufer ihn genannt haben, fand sie witzig. Sie kicherte leise und räusperte sich ein wenig verlegen aufgrund ihrem kichern. "Ich denke sie werden ihre Gründe haben. Waldläufer tun nie was ohne Grund " Sie zuckte mit den Schultern. "Oder sie waren einfach kreativ. Wie dem auch sei. Ich freue mich auch euch kennenzulernen, Eorl " Sie reichte ihm ihre Hand, als würde sie ihn begrüßen wollen.

Danach sah sie Richtung Wasserfall. Ihr Haar fiel wie die Wellen, welches das Wasser beim Aufprall schlug. "Dieser Ort ist wunderschön. Ich komme gern hier her. Dieser Ort hat was magisches und doch beruhigendes "

Der junge Blonde spürte ihren kurzen Kummer, als sie von Éomer sprach, von dem er durch die Waldläufer inzwischen wußte, daß es der beste Freund von Faramir war. Doch er entschied sich in diesem Moment, nicht weiter darauf einzugehen.

Vielleicht half es Lisannes Stimmung ein wenig, daß sie merkte, daß der Blonde sich deutlich entspannte, als sie meinte, sie wäre eine ganz normale Frau. In diesem Moment schlich sich das erste Mal ein ganz ungezwungen wirkendes Lächeln auf sein Antlitz. "Dann Lis.... falls das in Ordnung ist", fügte er dennoch vorsichtshalber noch einmal an.

Ihr kleines Kichern entlockte ihm ein erstes, leises Lachen. Er fand es einfach nur niedlich. "Eigentlich ist das einer der Begleiter Faramirs aus Harad schuld", meinte er schmunzelnd, als sie auf den jungen Eorl zu sprechen kam. "Man kennt nicht viele Geschichten aus Rohan in Harad, aber die Geschichte von Eorl und seinem berühmten Pferd Felaróf", der Name des Hengstes klang in der haradrischen Aussprache etwas merkwürdig, "kennen sie auch da. Und dann hat er sich aufgeregt, daß sie mir keinen richtigen Namen gegeben haben und sagte, der Pferdejunge säße so stolz auf dem Pferd, wie es Eorl auf Felaróf nicht besser gekonnt hätte. Und so wurde dann aus Eorl, dem Jungen, bei den Waldläufern sehr schnell der junge Eorl." Er lachte leise, grinste dann noch ein wenig.

Dann wurde er wieder ernst, schüttelte mit hilflosem Ausdruck leicht den Kopf. "Sie meinen ja alle, ich müßte aus Rohan stammen, aber ich erinnere mich einfach nicht."

Ganz kurz hielt er unbewußt die Luft an, als Lis ihm so einfach die Hand reichte, dann nahm er die Hand in die seine. "Es freut mich", sagte er noch einmal, wußte gerade nichts Besseres zu sagen und war dankbar, als sie auf den Wasserfall zu sprechen kam, bevor er peinlich auffallen konnte.

"Das finde ich auch", sagte er. "Ich war völlig fasziniert, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Und seither komme ich immer her, wenn ich ein wenig allein sein und nachdenken möchte."