Wahre Freundschaft bleibt

Lisanne lauschte ruhig den Worten des Mannes, welcher einst ihr Geliebter war. Vielleicht hätte es andere mehr gestört. Doch Lisanne war dankbar jene Zeit mit ihm verbracht zu haben. Natürlich sorgte sie sich um ihre Zukunft, doch noch war sie keine alte Frau. Zwar konnte sie ihrem neuen Partner nicht ihre Unschuld schenken, aber ihr Herz. Sie bereute es mit Éomer keineswegs.

"Dsnn lass uns hin reisen. Am besten sobald es für dich möglich ist. Womöglich ist es ein Abschluss und ein neuer Anfang zugleich. Es wird uns gut tun diese Hallen ein wenig zu verlassen "

Éomer begann zu lächeln und Vorfreude auf die Reise, die dennoch nicht ganz frei war von ein wenig Furcht, breitete sich in ihm aus. Er nickte.

"Laß uns reiten", meinte er. "Ich brauche noch heute, vielleicht morgen, um alles vorher zu regeln. Im Moment besteht für unser Land keine große Bedrohung, weshalb sie gut ein paar Tage oder Wochen auf mich verzichten können."

Er beendete sein Frühstück und verabschiedete sich von Lisanne mit einem kleinen, dankbaren Kuß auf das Haar.

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Éomer nahm sich doch noch den nächsten Tag mit Zeit, um alles gründlich zu regeln, bevor er aufbrach. Doch am übernächsten Morgen ritten sie bereits bei Sonnenaufgang los. Begleitet wurden sie bei dieser Reise nur von Wulfgar, Éomer ältestem Vertrauten, und Wulf, dessen Sohn und Éomers bester Freund seit Windeltagen an. Es waren zwei Männer, denen er ohne zu zögern sein Leben und jedes seiner Geheimnisse anvertraute.

Seine Anspannung wuchs noch einmal deutlich an, je näher sie ihrem Ziel kamen. Silbertau, sein Hengst aus dem Geschlecht der Mearas, gab diese Anspannung durch nervöses Tänzeln wieder. Éomer versuchte zustimmend zu lächeln, wenn Lisanne ihn beruhigen wollte, doch wirkte dieses Lächeln in diesen Momenten etwas gezwungen.

Als sie schließlich ihrem Ziel ganz nahe waren, wandte er sich noch einmal an Lisanne. "Gib mir zunächst ein wenig Zeit, mit ihm allein zu reden", bat er. "So wie ich ihn kenne, ist das deutlich besser, als wenn wir ihn direkt zu zweit mit den Neuigkeiten überfallen."

Lisanne ließ ihm jegliche Zeit die er brauchte.  Während Éomer sich um die Angelegenheit kümmerte welche geregelt gehörten, übte sie weiter ihre Fertigkeiten mit dem Schwert. Mal vom Boden aus und mal auf ihrer Stute, um auch den berittenen Kampf zu verbessern.  Auch das Bogenschießen, welches sie von Neylien gelernt hatte, ließ sie nicht außer Acht.  

Als Éomer ihr am Vortrag mitteilte, dass sie am nächsten Morgen losreiten würden, freute sie sich sehr. Sie band sich am Morgen die vorderen Haare geflechtet zurück und ließ die hinteren dabei offen, sowie es bei den Damen von Rohan üblich war.

Gegen Morgengrauen ritten sie in Begleitung von Wulfgar und dessen Sohn los. Immer weiter kamen sie ihrem Ziel näher und Lisanne spürte wie Éomer s Anspannung weiter wuchs.  Mit sanften Blicken und Worten versuchte sie ihn zu beruhigen.  "Natürlich.  Das verstehe ich. Ich mische mich einfach unter die anderen Waldläufer.  Dort wirst du mich finden. Vielleicht treffe ich wieder bekannte Gesichter " Wie Beregond zum Beispiel.  Den mürrischen Mann konnte sie auch stets ein Lächeln entlocken.Beregond war das was Wulfgar für Éomer war.

Lisanne freute sich schon sehr auf diese Reise. Auch wenn sie nicht wusste was sie erwarten würde.

Éomer schenkte Lisanne ein dankbares, etwas nervöses Lächeln, als sie sich einverstanden erklärte, daß er zuerst mit Faramir allein sprach. "Ich danke dir", sagte er leise.

Natürlich wurde ihre Anwesenheit in Ithilien bemerkt, auch wenn sie über die geheimeren Pfade im Norden des Landes kamen. Doch Éomer atmete auf, als Faramir in diesem Fall mit einer wichtigen Besprechung zu beschäftigt war, um sie direkt selbst begrüßen zu können. Er tauschte mit Lisanne noch einen vielsagenden Blick und überließ an diesem Tag Wulf die Versorgung seines Hengstes, ging zügigen Schrittes hinein, um Faramir erst einmal unter vier Augen abzufangen.

Lisanne s Vorfreude wuchs mit jedem Schritt Ihrer Stute. Bald waren sie auf geheimen Pfaden an ihr Ziel gelankt, aber sie blieben nicht unbemerkt. Rasch hatte man ihre Anwesenheit bemerkt und geduldet.
Lisanne war froh als sie ihr Ziel erreichten. Éomer schenkte ihr einen vielesagenden Blick, welches Lisanne mit einem nicken bestätigte. Lächelnd sah sie ihrem einstigen Geliebten nach, um sich danach nach bekannten Gesichtern umzusehen. Wem würde sie entdecken?

Aus dem Hintergrund beobachtete ein junger, blonder, breitschultriger Mann, der vom Aussehen irgendwo zwischen Mitte und Ende Zwanzig lag, neugierig, doch auch ein wenig mißtrauisch die Ankunft der vier Menschen aus Rohan, die ihm von Aussehen und Gestalt so ähnlich waren.

Er war kein Waldläufer und auch kein Krieger, mit dieser Ausbildung hatte er hier zwar begonnen, doch würde es noch eine Weile dauern, bis er soweit war, daß man ihn in einem Gefecht einsetzen würde. Doch durch sein bisheriges Leben hatte er eine Fähigkeit, die ihn zu einem der besten Botenreiter Faramirs machte.

Er war einer der Letzten gewesen, die Faramir vor einigen Monaten mit Hilfe seiner Freunde aus Harad aus der Gefangenschaft ehemals saurontreuer Stämme hatte befreien können. Doch er hatte keine Erinnerungen mehr gehabt an die Zeit vor dieser Gefangenschaft. Und da er so nicht wußte wohin und dem Prinzen von Ithilien für seine Freiheit dankbar war, hatte er darum gebeten, bleiben zu können.

Einer der älteren Waldläufer schlug ihm kameradschaftlich gegen die Schulter und er zuckte, so aus seinen Betrachtungen gerissen, erschrocken ein wenig zusammen. "Ja, Eorl", sagte der Waldläufer und grinste ein wenig über seinen Erfolg der Überraschung. "Das sind schon deine Landsleute, das siehst du richtig."

Der Blonde zog eine unwillige Grimasse und zog demonstrativ das dunkelblaue Wams mit Ithiliens Wappen zurecht. "Ich heiße ganz bestimmt nicht Eorl, ihr Spinner", sagte er und doch klang es irgendwie liebevoll. "Und außerdem gehöre ich jetzt nach Ithilien."

Die junge Blondine hatte den neuen noch nicht erblickt, stattdessen erblickte sie ein anderes Gesicht und lief diesem entgegen. Es war Beregond der die Abkömmlinge begutachtet hatte. "Beregond " jauchzte sie, wissend das der Waldläufer wie immer streng und distanziert sein würde, er aber dies nicht so meinte.
Das Faramir neue Mitglieder hatte und diese von der Gefangenschaft Sauron s kamen, wusste sie noch nicht. "Was gibt es neues in dem schönen Land Ithilien " Sie neigte sich zu ihm "gibt es zufällig wieder diesen guten Eintopf?" Sie lächelte süß. Sie schlug ihre Kapuze zurück um jeglichen Eindruck von Ithilien frei einfangen zu können. Ihre Haare glänzten sanft in der Sonne wie pures Gold.

Jauchzen war nichts, das Beregond häufig hörte. In der Regel hatten die Leute mehr Respekt vor ihm. Doch er schmunzelte, als er die junge Frau erkannte, zu der eben jenes Jauchzen gehörte.

"Hoheit", begrößte er sie höflich und neigte das Haupt vor ihr. "Es ist lange her, Lisanne Goldhaar."

Sein Blick wanderte kurz über die Umstehenden und er entspannte sich etwas, als er bemerkte, dass sich niemand großartig für sie interessierte.

"Mein Herr kehrte vor Kurzem aus Harad zurück. Wir konnten weitere Gefangene befreien, die Letzen, hoffen wir ... Nicht alle haben es geschafft, aber einige. Der da hinten stammt aus Rohan, keine Frage. Aber jetzt ist er hier. Wegen Ithiliens Schönheit und unserem Eintopf, vermute ich."

Der Blonde beobachtete, wie der offensichtliche Anführer der Rohirrim in den Palast eilte, während sie die beiden Krieger um die vier Pferde kümmerten. Wie sie sich bewegten, machte ihm mehr als deutlich, daß sie nicht zum ersten Mal hier sein konnten und daß so ziemlich jeder sie zu kennen schien.

Interessiert neigte er den Kopf etwas und dann hängte sich sein Blick an der jungen Frau auf, die sogar derart vertraut auf den sonst oft so grimmigen Hauptmann zulief. Ein wenig neugierig beobachtete er die Szene, bis Beregond aus dem Gespräch heraus genau in seine Richtung sah. Unwillkürlich machte er einen Schritt zurück.

Lisanne freute sich wirklich ehrlich den grimmigen Hauptmann wieder zu sehen. Wer Beregond kannte, wusste das er ein großes Herz hatte. Größer als manch einer ahnen konnte. Lisanne erkannte das. Das er sie noch Hoheit nannte, ignorierte sie. Da keiner noch von Éomer s und ihren abkommen wusste.

Er erzählte ihr von den Befreiten aus Harad. Sie folgte Beregond s Blick und ihrer traf sich mit einem jungen blonden Mann. Eindeutig ein Landsmann Rohan. Neugierig neigte sie ihren Kopf und musterte ihn interessiert. Aus irgendeinem Grund fand sie den Mann interessant.

Lisanne sah wieder zu Beregond und lächelte auf ihre liebliche Art. "Es ist schön zu hören das es noch Überlebende gibt. " Wieder sag sie kurz zu ihm und nickte ihm freundlich grüßend zu, ehe sie sich wieder Beregond zuwandte. "Es ist schön wieder hier zu sein. Ich habe diesen Ort vermisst. "

"Einige konnten wir mit Worten befreien, andere mit Geld und wieder andere ... Éomer wird nicht erfreut sein. Mein Herr hat ein verletztes Auge und einen weiteren Namen unter den Stämmen, aber das war es wert." Beregond grinste. "Erinnerte mich an früher", fügte er hinzu.

"In Rohan ist alles ruhig, sagt man. Ihr könnt zum Sternfest bleiben. Ein paar fallende Sterne sieht man bereits, aber in ein paar Tagen kommen die großen Schauer."

Der Blonde sah zum ersten Mal in die blauen Augen der jungen Frau und erstarrte für einen Moment. Sie schlugen ihn direkt in ihren Bann, als er sie das erste Mal wirklich ansah. Ein wenig widerwillig löste er seinen Blick, um nicht zu starren, doch erwiderte er ihr kleines, grüßendes Nicken, als sie noch einmal zu ihm sah.

Da er ein Befreiter und noch nicht einmal ein einfacher Fußsoldat war, blieb er jedoch im Hintergrund und beobachtete nur möglichst unauffällig, wie sich die junge Frau mit dem Hauptmann unterhielt.

Ein Sternenfest. Das klang sehr interessant. Fast zu eifrig nickte sie. Verlegen lächelte sie nun. "Vielen Dank. Ich bleibe sehr gern zum Fest." Sie legte eine Hand dankbar auf Beregond s Schulter. "Dnke für eure Gastfreundschaft "

Lisanne wandte sich von Beregond ab und ging weiter um noch andere bekannte zu begrüßen. Dabei sah sie immer wieder zu dem jungen fremden Mann, welcher sie auf eine einzigartige Art faszinierte.

Der Blonde folgte Lisanne mit den Augen, doch so wie sich viele ihr gegenüber verhielten, mußte es sich um eine höhergestellte Dame handeln. Auch wenn sie sich sehr natürlich und freundlich verhielt, der natürliche Respekt der Waldläufer war durchaus deutlich spürbar.

Dennoch vermochte er sie nicht mehr aus den Augen zu lassen, begegnete ihren Blicken offen und fasziniert, auch wenn er sich nie von sich aus ihr zu nähern gewagt hätte. Das ein oder andere Mal veränderte er sogar ein wenig seine Position, damit er sie nicht aus den Augen verlor.

Lisanne spürte die Blicke der Waldläufer auf sich. Jeder von ihnen war nicht aufdringlich. Entweder grüßten sie einige mit ihrem Blick oder lächelte freundlich. Ein Blick aber haftete auf ihr. Sie spürte wie der junge Mann ihren Bewegungen folgte. Sie empfand das aber nicht als störend, sondern eher lächelte sie dues bezüglich. Womöglich lag es an seiner Gefangenschaft. Menschen verändern sich und kennen das normale Leben nicht wie sie. So erschloss sie selbst zu ihm zu gehen und ihm zu begrüßen.
Mit jedem Schritt dem sie sich ihm näherte, wurde sie aus unerklärlichen Gründen immer aufgeregter. Sie versuchte es zu unterdrücken, doch ihr Herz pochte innerlich. Wie würde er auf sie reagieren? Wäre es ihm unangenehm?
Umso näher sie ihm kam, umso mehr sah sie seine schönen Züge und seine schönen hellen Augen. Er musste ein Mann aus Rohan sein, ihr Gefühl sagte ihr das schon allein.

Nun stand sie endlich vor ihm und lächelte ihn unschuldig und lieblich an. "Guten Tag Fremder. Ich hörte ihr seid neu unter Faramir s Scharr?" Begann sie zu sprechen, unsicher was sie sonst sagen sollte.