Wahre Freundschaft bleibt

Als Faramir den Halt verlor und sie gemeinsam vornüber auf die Tischplatte kippten, fing sein Arm um dessen Brust den Kupferhaarigen auf. Éomer sollte einen kurzen, heftigen Schmerz spüren, doch er verlor sich in jenem Moment, in seinem Höhepunkt, dem Biß, dem Rausch, noch einigen langsameren Stößen und schließlich dem erlösten Schauer.

Kurz zuckte er zusammen, als an die Tür gehämmert wurde, dann biß er sich fest auf die Zunge, um nicht loszulachen. Er löste sich behutsam von Faramir und strich dabei einmal sanft dessen Rücken hinab, was ihm half, das Lachen zu vergessen und er ihn mit einem tiefen, warmen, dankbaren Lächeln ansah, als dieser sich aufgerichtet und umgedreht hatte.

Er ergriff mit sanftem Druck die dargebotene Hand, jedoch kam die Bemerkung mit dem Dokumente sortieren so unerwartet, daß ihm, trotz aller Bemühungen, ein einzelnes, leises Glucksen entfloh, bevor er die Faust in den Mund schieben konnte und sein Körper nur noch von lautlosem Lachen geschüttelt wurde.

Als sich das Lachen wieder soweit beruhigt hatte, daß er es wagte, die Hand herunter zu nehmen, sah er ihn grinsend an. "Du hast dich mit dem einen Auge in der Entfernung verschätzt und bist schwungvoll gegen den Tisch gestoßen", schlug er leise vor, eine Erklärung für den Rumms, den man draußen gehört haben mußte. "Und dabei hast du die Dokumente vom Tisch gefegt?"

"So muss es gewesen sein", meinte Faramir und grinste ebenfalls.

"Valar ..." Er streckte sich, verzog dabei leicht das Gesicht. "Ich werde dich für die nächsten Tage überall an meinem Körper spüren." Und es störte ihn nicht, ganz im Gegenteil. "Und dieser Raum wird nie wieder derselbe sein."

Éomers Lächeln war dankbar, als Faramirs Stimme so voller Zufriedenheit war, als er sagte, daß er ihn am ganzen Körper spüren würde. Dann grinste er für einen Moment, winkelte den Arm ab und deutete wortlos auf den sich ausbreitenden, großen blauen Fleck an seinem Unterarm, den er erst jetzt wirklich zu spüren begann.

Dann lachte er ein wenig, als der Kupferhaarige meinte, der Raum würde nie mehr der gleiche sein. Ein normales, kleines Lachen, nicht so ein unkontrollierter Lachkrampf wie die beiden zuvor, das er nicht mehr unterdrückte. Sie hatten immer schon öfter gelacht, wenn sie zusammen gewesen waren und in der Situation, wie er sie zuvor für die Öffentlichkeit umrissen hatte, wäre es eher verdächtig erschienen, wenn keiner von ihnen einmal lachen würde.

Danach trat er noch einmal auf den Kupferhaarigen zu und nahm ihn in seine Arme, küßte ihn und streichelte ihn ein wenig, nun wieder so unendlich sanft. "Ich liebe dich so sehr", sagte er leise, bevor er sich noch einen liebevollen Kuß stahl.

Er drehte sich ein klein wenig seitlich, betrachtete sich die deutlichere Bißspur auf Faramirs einer Schulter, streichelte für einen Moment sacht darüber. Es war keine Reue in seinem Blick dabei. Nein, er bereute nicht, diesen Rausch mit Faramir geteilt zu haben. Er küßte die Stelle einmal zart und als er aufsah, sagte er etwas anderes.

"Danke", sagte er leise und seine Finger streichelten seinen Geliebten sacht ein wenig. "Niemand sonst könnte mein Feuer so nehmen wie Ithiliens Wasser, niemand sonst würde sich dem wilden Tanz meines Sturms so willig stellen wie Ithiliens schönster und stärkster Baum..." Er hielt einen Moment ein und ein Schmunzeln legte sich auf seine Züge. Die nächsten Worte waren nur mehr ein Flüstern. "Niemand sonst könnte den Sturm überhaupt in dieser Stärke entfachen wie Ithiliens liebster Sohn..."

Faramir küsste den blauen Fleck, ganz sanft nur, kaum spürbar und als Éomer zu lachen begann, konnte auch er das seine nicht länger zurückhalten.

Sie benahmen sich, als wären sie um einige Jahre jünger, frisch verliebt und hätten keine schwere Verantwortung zu tragen. Und es tat so verdammt gut.

Doch sein Lachen verhallte und sein Blick wurde sanft, offen und tief, als er Éomers nächste Worte hörte und er küsste ihn, kurz nur, doch voller Dankbarkeit und Rührung.

"Beregond mag recht haben", sagte er. "Es ist kalt und finster in Ithilien ohne meine Sonne."

Dieser eine Moment gehörte nur ihnen. Einer ihrer gestohlenen Momente, die ihnen beiden so viel Kraft gaben für alles, das folgen mochte. Niemals mehr im Leben hätte Éomer auf diese Momente verzichten mögen - nicht, als es noch die Momente von Freunden und Brüdern gewesen waren und nun erst recht nicht mehr.

Er lächelte mit tiefem, warmem, offenen Blick, als Faramir meinte, es wäre kalt in Ithilien ohne seine Sonne. "Sie wird immer für dich scheinen", sagte er leise. "Auch wenn es gerade Nacht ist und du sie nicht sehen kannst, wirst du wissen, daß sie immer zu dir zurückkommt... so wie ich weiß, daß auch mein Mond stets zu mir zurückkommen wird."

Er stahl sich noch einen zärtlichen Kuß, dann begann er erneut zu grinsen. "Ich glaube fast, wir sollten uns wieder anziehen, bevor die Dokumente sortieren, die du herunter geworfen hast", er lachte leise, ein wenig schelmisch. "Nicht daß sie sich doch noch zu wundern anfangen, warum die Tür die ganze Zeit verschlossen bleibt..." Er hob die Hände und rückte sanft die Augenbinde zurecht, die an einer Seite ein klein wenig verrutscht war.

Da Faramir ihm zustimmte, ging er zu der Waschschüssel hinüber, die dafür bereitstand, falls ein Bote oder Patrouillenführer eine wichtige Nachricht zu überbringen hatte, daß er sich die Hände und das Gesicht ein wenig waschen konnte, wenn er dafür vorher keine Zeit hatte. Er tauchte das Tuch in frisches Wasser und wusch seinen Geliebten sanft ein wenig, übergab dasselbe danach wortlos an Faramir, da er wußte, daß dieser das auch gerne für ihn tat. Schon so lange verstanden sie sich ohne Worte so viel besser als die meisten Leute, die miteinander redeten.

Als Faramir sein Hemd vom Boden aufhob, erinnerte sich Éomer wieder an die durchschnittene Schnur. Als der Kupferhaarige das Kleidungsstück über den Kopf gezogen hatte, ging er zu ihm und löste die Schnur aus den Ösen, danach die seines eigenen Hemdes. Diesmal war er es, der nur einen Finger über die Lippen seines Geliebten legte, als dieser protestieren wollte. Er fädelte seine unbeschädigte Schnur in Faramirs Hemd und band es sorgfältig bis oben zu, wußte er doch, wie wichtig der hochgeschlossene Kragen für das Wohlbefinden Faramirs war, wenn er sich unter anderen bewegte.

Als er fertig war, hob er den Blick und lächelte, legte seine Hand warm an die Seite von Faramirs Gesicht und streichelte mit dem Daumen ein wenig seine Wange.

Faramir lehnte den Kopf vertraut in Éomers schützende Hand, schloss für einen Moment die Augen und lächelte.

Der Blonde kannte seine Schwächen, seine Unsicherheiten, den mitunter wirren Unfug in seinem Kopf, doch nie verurteilte er ihn dafür und immer fand er bei ihm Halt und Sicherheit. Auch dafür liebte Faramir ihn. Es gab niemanden sonst, der über diese Gabe verfügte. Beregond hatte ihn im Scherz einmal Faramirflüsterer genannt und es stimmt, Valar, es stimmte!

"Ich liebe dich", sagte Faramir, sogar noch ohne die Augen zu öffnen. "Jeden Moment mit dir und jede Geste."

Er schmunzelte und öffnete die Augen.

"Auch wenn wir uns streiten und auch wenn es dann sticht ...", fügte er hinzu. "Auch wenn Rohan Vorrang hat ... oder ... deine Familie."

Éomer lächelte warm. "Auch wenn ich mich um viele und vieles kümmere, so bist du doch der Einzige, für den ich alles ohne zu zögern aufgeben würde", sagte er. "Ich liebe dich unendlich, alles an dir, alles, das du mir gibst und das ich dir geben darf, jeden kleinsten Moment mit dir... in gewisser Weise sogar unsere Abschiede, denn wenn es auch schmerzvolle und dunkle Momente sind, so beinhalten sie doch auch immer die Freude eines neuen Wiedersehens." Er küßte ihn einmal sehr sanft und liebevoll.

Nun entwirrte er doch einmal die Schnur und während Faramir das größere Stück, mit dem es ihm bei seinem normalen Kragen nicht sehr schwer fiel, noch eine kleine Schleife zu binden, in sein Hemd einfädelte, betrachtete er sich nachdenklich das Reststück in seiner Hand.
Er schmunzelte, als Faramir fertig war, ging zum Tisch hinüber, zog sein Essmesser und teilte das verbliebene Stück Schnur in zwei Hälften. Liebevoll band er zwei kleine Schleifen daraus und schmunzelte tief, warm, und ein klein wenig schelmisch, als er Faramir eine davon in die Hand legte.

Faramir lachte leise über die Schleife.

"Flechte mir die Haare zurück wie du es bei dir machst, dann kann das mein Haarband sein", schlug er vor. "Ich mache dasselbe bei dir."

Der eine oder andere würde es vielleicht bemerken. Doch die, denen es auffallen könnte, würden sich nicht daran stören.

Éomer kleidete sich noch schnell zu Ende an, dann bat er Faramir, sich zu setzen. Er flocht ihm die Strähnen mit liebevollen Händen ein und band sie am Hinterkopf mit dem Rest der Schnur zusammen. Er beugte sich hinab und küßte Faramir auf das seidige Haar. "Du bist so wunderschön", sagte er leise.

"Jetzt", meinte Faramir und strich sich über die Haare.

Dann wurde sein Blick mit einem Mal ernster.

"Es klingt so kindisch, aber das habe ich mir immer gewünscht, eine solche Kleinigkeit, etwas, das mich mit dir verbindet, auch wenn nur wir es wissen."

Éomer ließ sich vor Faramirs Stuhl auf die Knie sinken, nahm sanft dessen Hände in seine. Auch er sah ernst drein in diesem Moment. "Das ist wahr", sagte er leise. "Es ist eigentlich eine Schande, daß wir noch nicht früher darauf gekommen sind, so eine Kleinigkeit zu teilen. Gelegenheiten dafür hatten wir doch sicher schon..."

Bedauernd schwieg er eine Weile, dann mußte er jedoch unwillkürlich wieder ein wenig grinsen. "Aber wenigstens ist diese Kleinigkeit von einem ganz... eigenen Moment..."

"Ich habe es nie gewagt", gestand Faramir. "Vor allem nicht, bevor du es wusstest. Ich fürchtete, bereits meine Blicke wären zu gefährlich."

Er küsste Éomer und sah ihm in die Augen.

"Und nun kann ich dich ansehen wie ich möchte, zumindest, wenn wir unter uns sind."

Éomer erwiderte den Kuß zärtlich und schloß für einen Moment die Augen. Er lächelte warm, als der andere sagte, er könne ihn ansehen, wie er wollte. "Und ich dich...", sagte er leise, dann schmunzelte er noch einmal. "Ich bitte darum, daß du mich genau so ansiehst." Er hob die Hand, streichelte Faramirs Wange und erneut wurde aus seinem Schmunzeln ein Lächeln. "Dieser Blick ist der schönste, den es gibt."

"Aber er ist nicht für die Öffentlichkeit", erwiderte Faramir und stieß Éomers Nase leicht mit seiner an. "Freunde bleiben wir aber auch dort draußen."